Elternpraktikum am Leo-Sympher-Berufskolleg

Am 9. und 10. Juni konnte man im Hauptgebäude des Leo-Sympher-Berufskollegs aus der Bibliothek Babys schreien hören und beobachten, wie Schülerinnen Babyschalen durch die Flure schleppten. Es handelte sich nicht etwa um eine neu eröffnete Kita, sondern um ein Elternpraktikum.

In Kooperation mit Frau Sander von den Frühen Hilfen der Stadt Minden, der Anlaufstelle für (werdende) Mütter, Väter und ihre Kinder, hatte eine Gruppe von 10 Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, ein außergewöhnliches Praktikum zu machen. Es ging nicht darum, die Arbeitswelt kennenzulernen, sondern Ziel war es, ein Gefühl für die Aufgaben und die Verantwortung als Mutter oder Vater zu bekommen.

Dieses Elternpraktikum dauerte einen Tag und eine Nacht, in der die Teilnehmer_innen ein „eigenes Baby“ mit nach Hause nehmen und es eigenverantwortlich betreuen konnten.

Dafür stellte die Fachstelle der Frühen Hilfen Babysimulatoren (RealCare-Baby®) zur Verfügung. Das sind echten Babys nachempfundene Babysimulatoren, die sehr realistisch die Bedürfnisse eines echten Säuglings simulieren. Wenn der Babysimulator schreit, muss er von der Schülerin oder dem Schüler versorgt werden. Diese müssen sich durch einen Identifikationschip, den sie fest am Handgelenk tragen, beim Baby identifizieren. Der Computer in den Babys muss vorab programmiert werden und zeichnet jede richtige Versorgung und Betreuung, aber auch jede Vernachlässigung oder schlechte Behandlung auf.

Vorbereitend bekamen die Teilnehmerinnen Informationen zur Pflege und Versorgung eines Babys von einer Familienhebamme. Auch konnten sie an verschiedenen Stationen „ihr Baby“ wiegen und messen, das Wickeln und Pucken üben und es füttern. Auch einen Namen sollten sie sich für ihr Baby überlegen.

Am Ende des Elternpraktikums wurde der Simulationsbericht gemeinsam mit den Teilnehmerinnen ausgewertet und es wurde reflektiert, wie gut sie sich um „ihr Baby“ gekümmert haben. Zur schlechten Behandlung gehört neben fehlender Kopfunterstützung und falscher Lage des Babys vor allem das Schütteln.

Auf die Auswirkungen eines Schütteltraumas machte Frau Sander durch Demonstration an einem Babymodell mit transparentem Kopf aufmerksam. Wird der Simulator geschüttelt, leuchten im Kopf Lampen in den spezifischen Gehirnbereichen auf und zeigen an, wo bei einem Kind Verletzungen auftreten würden.

Frau Sander brachte aber auch noch zwei weitere Babymodelle mit, die sich optisch deutlich von den anderen unterschieden. Dabei handelte es sich um Babys, die während der Schwangerschaft durch den Alkohol- oder Drogenkonsum der Mutter geschädigt wurden.

Am nächsten Morgen trafen die Teilnehmerinnen zwar durchweg übermüdet in der Schule ein, aber es waren sich alle einig, dass es ein gutes und sinnvolles Projekt ist. Die Schülerinnen bekamen ein Gefühl für die Bedürfnisse eines Babys, aber auch für die Verantwortung, die das Elternsein mit sich bringt.

 

Wünsche für den nächsten Durchlauf des Elternpraktikums waren, die Praktikumszeit zu verlängern, aber auch mehr Vorbereitung durch Themen wie Schwangerschaft, Verhütung, Bedürfnisse eines Säuglings im Unterricht zu ermöglichen.

Die betreuenden Lehrerinnen Mona Rögner und Susanne Steinsiek hoffen, im nächsten Durchgang auch männliche Teilnehmer motivieren zu können. Denn gerade in den ersten Wochen nach der Geburt haben Väter eine wichtige unterstützende Rolle bei der Versorgung des Babys.

Zurück